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N°138 : Surveillance de la contamination de l’eau potable et de légumes autour de Valduc (septembre 2022)

N°137 : Résultats 2021 de la surveillance radiologique de l’environnement autour des installations nucléaires de la Loire et de la Vienne (juin 2022)

N°136 : Suivi du projet de la piscine nucléaire EDF à La Hague / Enquête publique sur la poursuite du démantèlement de la centrale de Brennilis (mars 2022)


IN FRANKREICH FEHLT EIN AKZEPTABLES KONZEPT FÜR DIE ENTSORGUNG DER NUKLEAREN ABFÄLLE

Die schmutzige Zukunft der sauberen Energie

Die Tageszeitung, Januar 1998


DASS Frankreich auf der Konferenz von Kioto vorbildlich niedrige Werte der Kohlendioxidemission vorweisen konnte, hat auch mit der Stromerzeugung durch Atomenergie zu tun. Doch die scheinbar “saubere” Energie birgt große Risiken, wie die technischen Problemen zeigen, die sich beim Abbau des Reaktors Superphenix ergeben. Die Beschwichtigungen der Atomlobby, die in Frankreich besonders mächtig ist, können nicht kaschieren, daß die Regierung keine befriedigende Lösung zur Entsorgung des Atommülls zu bieten hat. Damit befindet sie – unter Ausschaltung der demokratischen Öffentlichkeit – über das Schicksal der betroffenen Bevölkerung und künftiger Generationen.


Von DAVID BOILLEY

Vor kurzem wurden in den Departements Vienne, Gard und an der Grenze zwischen den Departements Meuse und Haute-Marne drei Anhörungsverfahren zur Errichtung eines Laboratoriums durchgeführt, das die unterirdische Lagerung von radioaktiven Abfällen in Frankreich untersuchen soll.1 Damit ist die Suche nach einem geeigneten Ort für die Lagerung hochradioaktiven Mülls mit langer Halbwertszeit – aus militärischen und zivilen Atomreaktoren und aus der Wiederaufbereitung atomarer Brennelemente – in eine entscheidende Phase eingetreten.

Die Anhörungen – für die Bürger eine der seltenen Chancen, ihre Meinung zu äußern – lösten keinerlei überregionale Diskussionen aus, denn die Medien hatten nur sehr zurückhaltend berichtet, insbesondere was die Demonstrationen von Tausenden Teilnehmern in Chaumont und Bar-le-Duc am 8. März 1997 betrifft, aber auch die Besetzung des Rathauses von Pleuville (Vienne) durch Gegner des Projekts. Dabei sprengt das Problem bei weitem den regionalen Rahmen, auf den sich die gegenwärtigen Auseinandersetzungen beschränken. Kein Land hat bisher eine Lösung für den Umgang mit dem Atommüll gefunden, der teilweise noch Millionen Jahre lang radioaktiv bleiben wird und die Atomindustrie vor gewaltige Entsorgungsprobleme stellt.

Im übrigen herrscht Unklarheit darüber, welche Art Atommüll eigentlich unterirdisch gelagert werden soll. Für manche Länder, etwa Schweden oder die Vereinigten Staaten, stellen die verbrauchten Brennelemente bereits den Endmüll dar, während in Frankreich ein Teil zur Gewinnung von Plutonium und Uran wiederaufbereitet wird: Von den 1200 Tonnen, die alljährlich in den französischen Reaktoren durch neue Brennelemente ersetzt werden, gehen 850 Tonnen nach La Hague, wo sie in der Anlage der Compagnie generale des matieres nucleaires (Cogema) wiederaufbereitet werden. Erst was hiervon übrig bleibt, ist Endmüll.

Über den beziehungsweise die beiden Standorte, die zur Errichtung eines unterirdischen Laboratoriums in Frage kommen, wird nach einem Verfahren entschieden, das nun bereits mehr als zehn Jahre dauert. Nach Demonstrationen und heftigem Widerstand vor Ort verfügte im Februar 1990 der damalige Premierminister Michel Rocard ein Moratorium in den fünf anvisierten Departements.2 Zum Vermittler wurde Christian Bataille, ein Abgeordneter aus dem Norden, ernannt. Dessen Bemühungen mündeten in das Gesetz vom 30. Dezember 1991 zur Erforschung von Entsorgungsmöglichkeiten für radioaktive Abfälle und zur Initiierung von entsprechenden Forschungsprogrammen. “Ich habe mich dafür entschieden, die gängige Vorgehensweise umzukehren. Statt die Standortauswahl allein auf wissenschaftliche und geologische Erwägungen zu stützen, habe ich freiwillige Bewerbungen angeregt, die dann alle einer geologischen Überprüfung unterzogen werden”, erläutert Bataille in seinem Bericht3. “Wir haben rund dreißig Bewerbungen erhalten, von denen etwa zehn vom geologischen Standpunkt aus unbedenklich sind.” Als ein gewisser Anreiz wirkten dabei sicherlich die in Aussicht gestellten 60 Millionen Franc (umgerechnet knapp 20 Millionen Mark) pro Jahr für “begleitende Maßnahmen und lokale Entwicklung”.

Den Bock zum Gärtner machen

DIE für die Untersuchungen zuständige Staatliche Agentur zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (Andra) hat schließlich drei Standorte benannt, zu denen eine öffentliche Anhörung durchgeführt wurde: La Chapelle-Baton (Vienne), Marcoule (Gard) und Bure (Meuse). Erwartungsgemäß bekamen alle drei Standorte grünes Licht. Die Regierung wird die endgültige Auswahl von ein oder zwei Standorten für das Labor vornehmen, nachdem entsprechend der gesetzlichen Vorschrift die Bevölkerung zugestimmt hat. Die Bohrarbeiten müßten 1998 und die Forschungen im Jahr 2001 beginnen, 2006 könnten die ersten Resultate vorliegen. Nach Aussagen eines Vertreters der Andra wird man diesen Zeitplan allerdings nicht einhalten können.

Fünf Jahre Zeit also, um darüber zu entscheiden, ob der Standort geeignet ist, Atommüll für Millionen Jahre sicher aufzubewahren. “Einer der in die engere Wahl kommenden Laborstandorte könnte schließlich dem Parlament für die Errichtung eines Endlagers vorgeschlagen werden”, erklärt die Direction de la surete des installations nucleaires (Sicherheitsbehörde für atomare Einrichtungen, DSIN). Doch schon jetzt “erscheint unter Sicherheitsaspekten ein Standort als besonders geeignet: der im Osten”4. Sind die Würfel also schon gefallen?

In jeder Phase der Energiegewinnung – von der Uranerzmine bis zum Kraftwerk – entsteht Abfall, der im allgemeinen nach Radioaktivität und Halbwertszeit klassifiziert wird. Nur für schwach radioaktive Stoffe mit kurzer Halbwertszeit (unter dreißig Jahre) wurde bereits ein Endlager gefunden: Sie werden in Soulaines-Dhuys (Aube) oberirdisch gelagert. Dieser Standort löst den im Departement Manche ab, den die Andra notgedrungen schließen mußte, weil von den 530000 Kubikmetern Atommüll, die hier eigentlich auf ewig lagern sollen, bereits Radioaktivität entweicht und die Umwelt belastet.5 Das Lager im Aube ist achtmal so groß, und die Lagerung ist auf dreihundert Jahre befristet. Bei diesem Paradestück der Andra muß erst fünf Jahre nach Inbetriebnahme eine Volksbefragung über die Ableitung radioaktiver Abwässer an die Umgebung abgehalten werden. Auch konnte bis jetzt niemand den ersten Sicherheitsbericht zu Gesicht bekommen.

In anderen Ländern – wie Schweden, Finnland und Deutschland – werden solche Abfälle teilweise tief unter der Erdoberfläche gelagert. Diese Lösung ist jedoch für die 50 Millionen Tonnen Abfallgestein, die sich im Laufe des vierzigjährigen Uranerzabbaus in Frankreich angehäuft haben, unpraktikabel und zu teuer. In Deutschland liegen allein in den Lagerstätten bei Helmsdorf und Culmitzsch 50 beziehungsweise 86 Millionen Tonnen, weltweit sind es etwa 6 Milliarden Tonnen. Diese Abfälle sind zwar nur schwach radioaktiv, enthalten aber strahlende Elemente von sehr langer Lebensdauer, zum Beispiel 75000 Jahre im Fall von Thorium 230. Zudem entweicht beim Zerfall des Urans das giftige Gas Radon, was die Lagerung beziehungsweise Zwischenlagerung weiter erschwert. Diese Art Abfall wird meist in ehemaligen Tagebaugruben oder in abgedeckten Becken gelagert, bis eine bessere Lösung gefunden wird, die das Risiko der Freisetzung radioaktiver Stoffe durch Erosion oder Versickern vermeidet.6 In Gabun wurden die Abfälle bis 1975 von der Comuf, einer Tochtergesellschaft der Cogema, direkt in das Bett des Ngamabungu-Flusses geleitet.7

Die schwach radioaktiven Abfälle, die bei der Demontage atomarer Einrichtungen anfallen, sind ein zusätzliches großes Problem. In Frankreich rechnet man mit 15 Millionen Tonnen, für die man eine weniger kostenintensive Lösung finden muß. Ein Teil soll “recycelt” werden, danach läge die Radioaktivität unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte und würde mithin ganz legal zu normalem Müll. Ein entsprechender Gesetzentwurf löste aber einen so heftigen Proteststurm aus, daß ihn das französische Parlament zurückziehen mußte. Unterdessen gibt es jedoch Grenzwerte, die auf der EU-Gesetzgebung beruhen8 und nun zunehmend bei der Beseitigung von industriellem Sondermüll zur Anwendung kommen. Daher dürfte bald eine “Banalisierung” sehr schwach radioaktiver Abfälle beginnen, ohne daß die Bevölkerung, die doch den unmittelbaren Folgen ausgesetzt ist, dazu befragt würde. Für Nuklearabfälle, die die Grenzwerte übersteigen, denkt man an überirdische Lagerzentren.

Die USA wollen denselben Weg einschlagen. Die Verbreitung von kontaminiertem Material kann jedoch unabsehbare gesundheitliche Auswirkungen haben. Aber solange nichts bewiesen ist, existieren die schädlichen Folgen für die Betreiber der Atomindustrie einfach nicht.

Bei den hochradioaktiven und langlebigen Abfällen, um die es bei den jüngsten Anhörungen vor allem ging, zeichnet sich ein internationaler Konsens für eine unterirdische Lagerung ab, auch wenn die Fortschritte bei der Suche nach geeigneten Stätten von lokalen politischen Faktoren abhängen. Als Hauptargument verweist man gewöhnlich auf den Schutz künftiger Generationen.9 Doch ist dieses Argument nicht stichhaltig, insofern man mit der unterirdischen Lagerung erst dann beginnen kann, wenn die Suche abgeschlossen ist, also lange nachdem die gegenwärtig laufenden Kraftwerke stillgelegt sein werden. Und für das Wohlergehen der ganz fernen Generationen sollte man besser auf Nummer Sicher gehen, als der Wissenschaft zu vertrauen.

Das französische Gesetz vom 30. Dezember 1991, das die Untersuchungen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle regelt, sieht außer Forschungen zur unterirdischen Lagerung auch Studien über die Abtrennung der gefährlichsten radioaktiven Elemente mit langer Halbwertszeit vor sowie solche über ihre Wiederaufbereitung und über “Verfahren zur Konditionierung und langfristigen Zwischenlagerung dieser Abfälle an der Erdoberfläche”. Eine staatliche Evaluierungskommission (CNE) wurde eingerichtet, die alljährlich einen Bericht über den Fortschritt der Untersuchungsarbeiten veröffentlicht. Bis spätestens zum Jahre 2006 “wird die Regierung dem Parlament einen umfassenden Evaluierungsbericht über die Untersuchungen vorlegen sowie gegebenenfalls einen Gesetzentwurf über die Einrichtung eines Lagers für hochradioaktive Abfälle mit langer Halbwertszeit.”

Die vom Gesetz vorgeschlagenen Verfahren der Trennung und Wiederaufbereitung werden manchmal als Recycling der radioaktiven Abfälle dargestellt, das eine Alternative zur Endlagerung bieten könnte. Allerdings berücksichtigen die Untersuchungen “weder die in Glaskokillen verschmolzenen noch die mit Bitumen versetzten und in Fässer eingegossenen, noch die lose zwischengelagerten Abfälle der Kategorie B”, wie die CNE in ihrem ersten Bericht anmerkt. Die genannten Verfahren können also erst bei den abgebrannten Brennstoffen einer eventuellen neuen Reaktorgeneration eingesetzt werden, nicht aber bei den derzeit akkumulierten Abfällen.

Zur Trennung bestimmter Bestandteile der verbrauchten Energieträger sind komplexe chemische Verfahren erforderlich. Die aktuelle Forschung zielt vor allem darauf ab, die Wiederaufbereitungskapazitäten der Anlage in La Hague zu verbessern. Die Wiederaufbereitung, die den Einsatz von Atomreaktoren erfordert, dient zur nachträglichen Rechtfertigung von Schnellen Brütern. Die Castaing- Kommission, die 1996 den Auftrag hatte, die Eignung des Superphenix als Verbrennungsanlage zu evaluieren, hat betont, man sei sich zwar bewußt, daß die Untersuchungen “an einem speziell auf diese Aufgaben zugeschnittenen Reaktor viel befriedigendere Bedingungen geboten hätten. (…) Ein solcher Versuchsreaktor käme aber (…) zu spät, um zu dem im Gesetz vorgesehenen Zeitpunkt, also 2006, Resultate zu liefern, welche die zu erwartenden Diskussionen erhellen könnten.” Insofern sei “der enge Rahmen des geplanten Programms” zur Beseitigung des Atommülls “zu bedauern”. Nach einem Bericht, den der Rechnungshof vor Lionel Jospins Entscheidung über die endgültige Stillegung des Superphenix veröffentlichte, hätte der Reaktor, der insgesamt 60 Milliarden Franc gekostet hat, von 1995 bis zum Jahr 2000 7 Milliarden Franc an Betriebskosten verschlungen… Was die anderen Forschungen angeht, so hätten sie niemals bis 2006 zu einem Resultat geführt.

Japan hat ein ähnliches Forschungsprogramm gestartet, doch ein Unfall im Schnellen Brüter von Monju, der sich im Dezember 1995, nur wenige Monate nach Inbetriebnahme, ereignete, hat diesen Reaktortyp überhaupt in Frage gestellt. Die Explosion in der Wiederaufbereitungsanlage von Tokaimura im März 1997 könnte sein endgültiges Ende bedeuten. In den USA ist es dem Komitee für Trennungstechnologien und Wiederaufbereitungssysteme (Stats) nicht gelungen, den Nutzen dieser Verfahren für die Praxis zu beweisen. Es kam zu der Schlußfolgerung, man müsse an der Nichtwiederaufbereitung als der derzeit billigsten Lösung10 festhalten.

In Frankreich schätzt die Elektrizitätsgesellschaft EDF die Kosten für das “Recycling” von Plutonium auf 15 Milliarden Franc pro Jahr, etwa 4 Centimes pro Kilowattstunde. Dieses Verfahren belastet zudem in hohem Maße die Umwelt. Eine Forcierung der Wiederaufbereitung würde diese Kosten weiter ansteigen lassen. Für die bis heute angehäuften Abfälle bleiben also nur die unterirdische Lagerung oder die oberirdische Zwischenlagerung für einen mehr oder weniger langen Zeitraum. Dieser Alternative scheinen die Umweltschützer den Vorzug zu geben, doch werden die entsprechenden Möglichkeiten in Frankreich kaum erforscht: Hier hat “das Gesetz, anders als in bezug auf die übrigen Lösungswege, weder nennenswerte Forschungsfortschritte noch einen deutlichen Sprung in der technischen Entwicklung bewirkt”11. In allen Ländern bevorzugt die Industrie anscheinend die “geologische Entsorgung”, obgleich man sich noch im Untersuchungsstadium befindet und daher bis heute kein einziges unterirdisches Endlager existiert.

Grundsätzlich kann man zwei Arten unterirdischer Laboratorien unterscheiden: Die einen werden speziell zur Erforschung der unterirdischen Müllagerung gebaut, die anderen werden in bereits existierenden Stollen, zumeist stillgelegten Bergwerken, eingerichtet. Im ersten Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß das Laboratorium später in eine Lagerstätte umgewandelt wird, wie dies in Frankreich der Fall ist. Daher wurde im schwedischen Aspö die Errichtung eines Laboratoriums von der Verpflichtung abhängig gemacht, es nach Abschluß der Untersuchungen zu schließen. Der zukünftige Standort wird anderswo errichtet, doch wie groß soll die Entfernung sein? In der Schweiz wird ein internationales Labor im technischen Stollen eines Staudamms am Grimsel-Paß eingerichtet; ein weiteres wurde soeben in einem in Bau befindlichen Autobahntunnel eröffnet.

In Frankreich gibt es schon solche kleinen Labors, etwa das in Tournemire, betrieben vom Institut de protection et de surete nucleaires (Institut für nukleare Sicherheit, IPSN). Der Umfang grundlegender Erkenntnisse, die in solch kleinen Labors noch ermittelt werden müssen, ist enorm. Daher wäre es verfrüht, bereits neue Laboratorien in industriellem Maßstab zu errichten, wie sie von der Andra geplant sind, vor allem, wenn man sich die Kosten vor Augen hält: zwischen 1,2 und 1,8 Milliarden Franc, Betriebskosten und begleitende Maßnahmen nicht eingerechnet.12

Im erdbebengefährdeten Japan ist ein sicherer Standort nicht leicht zu finden. Es ist zu befürchten, daß der Bau der Zwischenlagerstätte von Rokkasho-mura als Folge des Erdbebens vom Dezember 1994 bereits jetzt Risse aufweist. Presseberichten zufolge hat die benachbarte Urananreicherungsanlage mehr als sechzig Risse, die oberflächlich zugekleistert wurden. Als einfachere Lösung bietet sich für Japan damit der Müllexport ins Ausland an.

Diese Lösung praktiziert Taipeh, das gerade einen Vertrag mit Nord-Korea über die Zwischenlagerung von 60000 Fässern radioaktiver Abfälle in einem stillgelegten Kohlebergwerk unterzeichnet hat. Seit fünfzehn Jahren werden diese Fässer gegen den Willen des Tao-Volkes auf der Orchideeninsel vor der taiwanesischen Küste gelagert. Wenn es tatsächlich zu diesem Mülltransfer kommt, wird der Transport von radioaktivem Material wohl nicht mehr zu bremsen sein. Taiwan verhandelt offenbar auch mit Rußland und der Volksrepublik China über die Lagerung von hochradioaktivem Müll. China wiederum scheint die autonome Provinz Tibet als Deponie für seine Abfälle zu benutzen.

Auf der Südhalbkugel mangelt es zwar nicht an potentiellen Entsorgungsstandorten, doch untersagen die Lome-Verträge den Export von gefährlichen Abfällen aus den 15 EU-Ländern in die AKP-Staaten (Länder des afrikanischen, karibischen und pazifischen Raums).

Das Problem muß also innerhalb der EU gelöst werden. Manche Staaten würden die radioaktiven Abfälle am liebsten als normales Handelsgut betrachten, für das keine Grenzen gelten. Vor allem kleine Länder wie die Niederlande träumen von zentralen europäischen Lagerungsstätten13. Schweden und Frankreich lehnen solche Lösungen ab. Paragraph 3 des Gesetzes vom Dezember 1991 bestimmt, daß “die Lagerung von importiertem radioaktivem Müll in Frankreich über die technisch bedingte Dauer der Wiederaufbereitung hinaus untersagt ist, selbst wenn die Wiederaufbereitung im Lande erfolgte”. Dieses Verbot wurde bereits verletzt: In La Hague sind ausländische Abfälle gelagert, die bei der Wiederaufbereitung anfielen und längst ins Herkunftsland hätten zurückgeschickt werden können. Ganz zu schweigen von dem Atommüll, den die Cogema aufgrund früherer Verträge importiert hat und die noch keine Rücktransportklausel enthalten.

Mehr Polizisten, steigende Kosten

ALLEIN das Polizeiaufgebot, das den ersten Rücktransport von aufbereitetem, in Glas eingeschmolzenem Abfall im Castorbehälter nach Deutschland begleiten mußte, kostete den Steuerzahler 55 Millionen Mark. Beim zweiten waren die Kosten bereits auf 90 Millionen Mark gestiegen, und beim letzten, im März 1997, zu dessen Eintreffen in Gorleben sich rund 10000 Demonstranten versammelt hatten, auf 150 Millionen Mark. Insgesamt sind ungefähr hundert solcher Transporte vorgesehen. Die Cogema hofft, weitere 5 Prozent kompakteren Atommülls im Castor zurückzuschicken, die hochvolumigen Abfälle wird sie dagegen behalten müssen. Für dieses Material würden dann zwar Grenzwerte für die Radioaktivität gelten, dafür aber keine quantitativen Begrenzungen. Der britische Konkurrent BNFL bietet einen solchen Service schon offiziell an …

Diese Art von Zweiteilung ist bereits in vollem Gange: In La Hague weisen die im Lager in der Manche zwischengelagerten technologischen Abfälle ein zehnmal größeres Volumen auf als die Materialien, die am Ende zurücktransportiert werden sollen.14 Ein Vertrag über den Austausch von hochradioaktivem und schwach radioaktivem Müll wurde angeblich auch schon zwischen Belgien und Spanien abgeschlossen.

Die Entgleisung eines Zugs mit abgebrannten Brennelementen im Departement Moselle15 hat vor kurzem wieder daran erinnert, daß alljährlich etwa hundert solcher Konvois die deutsche Grenze passieren, ein Viertel davon geht in Richtung Großbritannien. Das IPSN schätzt die Anzahl der Konvois mit abgebrannten Brennelementen, die in Frankreich unterwegs sind, pro Jahr auf rund 450. Nach der Wiederaufbereitung wird das Plutonium, dessen Gefährlichkeit bekannt ist, von La Hague zur belgischen Anlage in Dessel und zu den französischen in Marcoule und Cadarache transportiert. Ab 2000 sind jährlich mindestens 117 Konvois vorgesehen.16 Später werden dann noch die Mülltransporte zu den Endlagerstätten dazukommen.

In Frankreich spricht man zur Zeit grundsätzlich nur von unterirdischen Laboratorien und nicht von zentralen Lagerstätten. Die öffentlichen Anhörungen sollen die Meinung der Bevölkerung ermitteln und ihre Fragen beantworten. Sie werden nur zwei Monate dauern, und Bürger, die angesichts der ungünstigen Öffnungszeiten der Gemeindeämter den Fragebogen zu Hause studieren möchten, müssen dafür circa 6700 Franc (etwa 2200 Mark) zahlen.

Die Andra hingegen hat genügend Geld, um ganzseitige Werbeseiten zu schalten und lokale Aktionen zu unterstützen: An jedem Standort stellte der Präfekt jährlich 5 Millionen Franc für Projekte zur Verfügung, hier für die Restauration eines Kirchturms und dort für den Bau eines Gemeindesaales. Sobald es jedoch darum geht, das anständige Funktionieren demokratischer Prozesse zu ermöglichen, sind die Kassen leer.

In Großbritannien wurde eine fünfmonatige öffentliche Anhörung zur geplanten Eröffnung eines unterirdischen Laboratoriums in Sellafield (West Cumbria) durchgeführt, was die “Friends of the Earth” dazu veranlaßte, eine Gegenexpertise17 zu erstellen, zu der zahlreiche namhafte unabhängige Wissenschaftler beitrugen. Nachdem ein internes Gutachten bekannt wurde, welches aufzeigte, daß die Betreiberfirma Nirex mindestens die zehn- bis hundertfache Datenmenge benötigen würde,18 bevor sie ein Labor betreiben könnte, lehnte die Regierung das Projekt ab. Die Verbände fordern ein Moratorium von zehn Jahren.

Derartiges ist in Frankreich offenbar unmöglich, wo der Präsident der Kommission zur Anhörung über zwei Standorte (im Osten und im Departement Vienne) in der Lokalpresse eine Durchleuchtung der unbequemen Verbände gefordert hat: “Sicherlich würden öffentliche Nachforschungen über gewisse Verbände, ihre Ziele, die tatsächliche Zahl ihrer Mitglieder und ihre Finanzquellen erstaunliche Fakten ans Tageslicht bringen. Eine solche Art Umfrage, die schließlich auch die Umwelt betreffen würde, sollte ins Auge gefaßt und ausgearbeitet werden.”19

Derselbe Funktionär hat bereits im Zuge einer früheren Anhörung zur Schließung des Lagers in der Manche seine Voreingenommenheit demonstriert, als sich die Andra bemühte, den tatsächlichen Zustand des Lagers und seine Auswirkungen auf die Umwelt zu vertuschen. Nach den Enthüllungen der Association pour le controle de la radioactivite dans l’Ouest (Vereinigung zur Kontrolle der Radioaktivität im Westen, ACRO) – eines unabhängigen Instituts – über das hohe Sicherheitsrisiko20 bestellte die Regierung von einer neuen Kommission unabhängiger Experten einen weiteren Bericht.21 Dessen Ergebnis widersprach den Resultaten der öffentlichen Anhörung, die nun wiederholt werden muß.

Die Kommission war zu dem schwerwiegenden Schluß gekommen, daß die fragliche Mülldeponie auf ewige Zeiten existieren würde, da dort zahlreiche Elemente mit langer Halbwertszeit sowie 27000 Tonnen Blei lagern. Das stand im Gegensatz zu den Vorstellungen der Andra, der zufolge die Abfälle in dreihundert Jahren ungefährlich sein werden. Dieser Widerspruch war für die Andra so unerträglich, daß sie die ACRO verklagte.

Wie stets bei Angelegenheiten, die mit Atomenergie zu tun haben, kommt in den Untersuchungsberichten der Enquetekommissionen die Meinung der Bevölkerung so gut wie überhaupt nicht vor. Im Departement Vienne findet sich im Untersuchungsbericht nur der lakonische Satz: “Da es sich um Feststellungen der Mitglieder der Enquetekommission handelte, fanden die befragten Organisationen und Einzelpersonen dies Anlaß genug, sie zu korrigieren.”

Diese ganzen Verfahren verlaufen so, als müßten die unterirdischen Lager um jeden Preis errichtet und eine Lösung in möglichst kurzer Zeit gefunden werden. Dabei handelt es sich hier um Angelegenheiten, die für die Bürger zutiefst beunruhigend sind. Manche Staaten haben sogar den Bau von neuen Atomkraftwerken untersagt, solange die Probleme der Entsorgung des Atommülls nicht gelöst und wirklich beherrschbar ist. Die bedingungslosen Befürworter der Kernenergie setzen hingegen alles daran, möglichst bald behaupten zu können, daß sie über sichere Lösungen verfügen, da sie die vorhandenen Einrichtungen erneuern wollen. Bis dahin hofft die EDF, daß sie die Lebensdauer ihrer gegenwärtig betriebenen Kernkraftwerke auf mindestens vierzig Jahre verlängern kann.

Das Entsorgungsproblem macht die atomare Stromerzeugung im Vergleich zu anderen Energiequellen zwangsläufig immer teurer. So ist zum Beispiel das Erdgas, das in Kombikraftwerken (Kraft- Wärmekoppelung) eingesetzt wird, heute bereits viel billiger, es erfordert geringere Investitionen, und auch seine Nutzung ist wesentlich einfacher.

Für die Kernindustrie steht also viel auf dem Spiel: Auch wenn zahlreiche europäische Staaten im Begriff scheinen, auf diese Energiequelle aus Kostengründen zu verzichten, macht die Industrie sich immer noch Hoffnungen auf eine Erneuerung der vorhandenen Anlagen und auf die Entstehung neuer Atomenergiemärkte auf der ganzen Welt.

Doch unabhängig von den Energiequellen, für die sich die einzelnen Staaten entscheiden werden, bleibt das Problem des bis heute angefallenen Atommülls bestehen. Um so wichtiger ist es, daß die entsprechenden Untersuchungen unter Bedingungen demokratischer Transparenz durchgeführt werden.
dt. Andrea Marenzeller

1 Vgl. zur Einführung in das Thema Jean-Paul Shapira, “Dans le labyrinthe des dechets nucleaires”, Le Monde diplomatique, Mai 1989; L’ACROnique du nucleaire, Nr. 18 und 35, September 1992 und Dezember 1996 (Association pour le controle de la radioactivite dans l’Ouest, ACRO: 138, rue de l’Eglise, F-14200 Herouville-Saint-Clair).
2 In anderen Ländern fanden ähnliche Kundgebungen statt. In Japan und Deutschland kam es zu zahlreichen gewalttätigen Demonstrationen; in Spanien wurden Beamte gekidnappt; in Korea gab es bei Kundgebungen sogar Todesopfer.
3 “Mission de mediation sur l’implantation de laboratoires de recherche souterrains” (Schlichtungsgruppe für die Errichtung von unterirdischen Forschungsanlagen), Bericht des Schlichters, 20. Dezember 1993, Paris (La Documentation francaise).
4 Controle, (DSIN), Nr. 113, Oktober 1996.
5 Vgl. “Le Centre de stockage de la Manche”, Herouville-Saint-Clair, hrsg. von ACRO, erscheint in Kürze.
6 Vgl. Jean-Louis Bugarel, “45000000 tonnes de dechets radioactifs; les depots de residus de traitement d’uranium”, Info-uranium, Nr. 55, März-April 1992. Eine weltweite Übersicht über die Abraumhalden aus der Uranerzgewinnung findet sich auf der Website des WISE Uranium Project: antenna.nl/wise.
7 Vgl. Claude Birraux, “Rapport sur le controle de la surete des installations nucleaires”, Office parlementaire d’evaluation des choix scientifiques et technologiques, Paris, März 1996.
8 Ministerratsverordnung 96/29/Euratom vom 13. Mai 1996, welche die Grundwerte hinsichtlich des Schutzes der Bevölkerung und speziell der Arbeiter vor gesundheitlichen Gefahren durch ionisierende Strahlung festsetzt, Journal officiel des Communautes
europeennes (Luxemburg), Nr. L159, 29. Juni 1996, Paragraph 5.
9 Siehe “Fondements environnementaux et ethiques de l’evacuation geologique”, OCDE/AEN, Paris 1995.
10 Vgl. La Gazette du nucleaire, Nr. 151/152, Juli 1996.
11 “Rapport sur l’evolution de la recherche sur la gestion des dechets nucleaires a haute activite” (“Bericht zur Entwicklung der Forschung auf dem Gebiet der Entsorgung hoch radioaktiver Abfälle”), Christian Bataille, Office parlementaire des choix scientifiques et technologiques, Paris, März 1996.
12 Ebenda.
13 Das gilt auch für andere Arten von Müll. Vgl. im besonderen Jean-Loup Motchane und Michel Raffoul, “Die europäische Müllwirtschaft kennt keine Grenzen”, Le Monde diplomatique, September 1996.
14 Vgl. den Bericht der Kommission zur Evaluierung der Situation des Zwischenlagers in der Manche (die sogenannte Turpin-Kommission) vom Juli 1996.
15 Vgl. Le Monde, 6. Februar 1997.
16 “Les transports de l’industrie du plutonium en France”, WISE-Paris, Oktober 1995 (31-33, rue de la Colonie, 75013 Paris).
17 Näheres dazu auf der Website der Friends of the Earth: www.foe.co.uk/.
18 Friends of the Earth, Presseerklärung vom 15. Januar 1997.
19 L’Affranchi de Chaumont, 7. Februar 1977, und La Nouvelle Republique du Centre-Ouest, 12. Februar 1997.
20 Vgl. L’ACROnique du nucleaire, Nr. 31, März 1996.
21 Bericht der Turpin-Kommission, vgl. Anm. 14.

Physiker, Vereinigung zur Kontrolle der Radioaktivität im Westen (Acro).

Version Française

Version Italienne

Ancien lien

n°39, décembre 1997

L'ACROnique du nucléaire

  • Les sources de pollution radioactive dans la Manche
    – synthèse bibliographique sur l’origine potentielle de la pollution radioactive marine
  • Le carbone 14 des combustibles irradiés
  • Enquêtes publiques suite… Faut-il envoyer Pronost dans la lune ?
  • Analyses ACRO : crustacés prélevés par Greenpeace dans la zone de rejet de l’usine de retraitement de la Hague
  • Revue de presse nationale et internationale
  • Presse alternative

n°38, septembre 1997

L'ACROnique du nucléaire

  • Des commissions officielles se penchent sur La Hague
    – Commission pour une nouvelle étude épidémiologique en Nord Cotentin, dite Commission Souleau
    – Commission du centre de stockage de la Manche : compte rendu de réunion
  • Analyses ACRO :
    – pour Greenpeace
    – pour le Comité pour la transparence autour de Valduc
    – pour des particuliers
  • Revue de presse nationale et internationale
  • Presse alternative

Notions de base de radioactivité

Notions de base de radioactivité (extrait de l’ACROnique du nucléaire n°37, juin 1997)

L’atome

Toute la matière qui nous entoure est constituée d’atomes, élément de base de petite taille (de l’ordre de l’Angström ou 0,000 000 000 1 m) qui permet de construire notre univers. On compte 92 atomes naturels ayant chacun des propriétés qui leurs sont propres. Ces atomes peuvent se combiner entre eux, reliés par les liaisons chimiques de diverses natures.

noyau

Chaque atome est constitué d’un noyau autour duquel il y a un nuage d’électrons. Le noyau est chargé positivement et les électrons négativement, de façon à ce que l’ensemble soit neutre. Le noyau est environ 100.000 fois plus petit que l’atome et regroupe pratiquement toute la masse. C’est le cortège d’électrons qui va donner à l’atome ses propriétés chimiques, à savoir sa capacité à se lier à d’autres atomes pour former des structures complexes. On a l’habitude de dire que les électrons “gravitent” autour du noyau, il s’agit là d’une image qui a ses limites. Une description précise nécessite la mécanique quantique.

Chaque atome peut être caractérisé par son nombre d’électrons et à chaque nombre, on associe un nom. Ainsi un atome avec un noyau possédant une charge positive et autour duquel il y a un électron est appelé hydrogène et est représenté par le symbole H. Pour deux charges, il s’agit de l’hélium (He) et ainsi de suite jusqu’à l’uranium, qui a 92 charges. Au-delà, il existe d’autres atomes qui ont été créés par l’homme et que l’on nomme artificiel. Le plutonium, avec 94 charges, en est un exemple.

Il y a donc une correspondance entre le nombre de charges et les propriétés des atomes. L’hydrogène a tendance à pouvoir se lier avec l’oxygène pour former de l’eau, alors que l’hélium ne se lie pas avec d’autres atomes.

Si on arrache un ou plusieurs électrons à un atome ou si on lui en rajoute, on obtient un corps chargé positivement ou négativement, suivant le cas. On l’appelle alors un ion. Ses propriétés chimiques sont modifiées.

Le noyau

Le noyau possède un nombre donné de charges positives qui permet de lui donner le nom de l’atome correspondant. Les particules qui donnent la charge au noyau sont appelées proton. Chaque proton porte une charge positive élémentaire. Le noyau d’hydrogène est constitué d’un proton, celui d’hélium, de deux protons… A ces particules, s’ajoutent des particules neutres appelées neutrons.

Ensembles, les protons et les neutrons, de masse et taille semblables, forment la masse du noyau. On appelle nucléons, les particules du noyau, qui peuvent être indifféremment un proton ou un neutron. Un noyau est donc caractérisé par deux nombres, le nombre de protons, appelé généralement Z et le nombre total de nucléons appelé A. Z donne donc le nombre de charges et donc permet d’identifier l’atome correspondant. Deux noyaux qui ont le même nombre de charges et qui correspondent donc au même atome, mais qui ont un nombre de nucléons (et donc de neutrons) différents, sont appelés isotopes.

Exemple : un atome constitué de 6 électrons et donc 6 protons (Z=6) est appelé carbone. Mais on trouve dans la nature, du carbone ayant 6 ou 8 neutrons, ce qui fait un nombre total de 12 ou 14 nucléons (A=12 ou 14). Si on veut préciser de quel isotope on veut parler, on dira carbone 12 (noté  12C) ou carbone 14 (noté  14C).

Dans la nature, le nombre de neutrons est généralement au moins égal au nombre de protons. Il est possible de fabriquer des noyaux trop riches ou déficients en neutrons, qui vont se désintégrer en un autre noyau. Cette désintégration s’accompagne d’un rayonnement, on parle donc alors de noyau, isotope ou élément radioactif. Si le noyau ne se désintègre pas spontanément, on parle d’élément stable.

Les protons et les neutrons sont eux aussi constitués d’une structure interne, ils sont constitués de quarks. Mais nous arrêterons là pour la description de l’infiniment petit.

La radioactivité

La radioactivité accompagne une transformation du noyau de l’atome. Avant la transformation, on parle de noyau père, après, de noyau fils. Il peut y avoir plusieurs transformations successives avant d’arriver à un noyau stable. On parle alors de chaîne de désintégration. Lors d’un désintégration, il y a émission d’un ou plusieurs types de rayonnements.

On observe trois types de rayonnements émis :

Rayonnement alpha :

alphaC’est une particule composée de deux protons et de deux neutrons extrêmement liés entre eux (noyau d’hélium) et animée d’une grande vitesse. L’émission alpha (α) ne concerne que les noyaux lourds présentant un excès de protons (en général A>200). Le noyau fils possède donc deux protons et deux neutrons en moins. Exemple, la désintégration du radium en radon :
226Ra -> 222Rn +α
Le rayonnement alpha étant constitué d’une particule lourde, il est très peu pénétrant, une simple feuille de papier peut l’arrêter.

betaRayonnement bêta :

C’est une particule, électron (β-) ou positron (β+), animée d’une grande vitesse. Il accompagne la transformation d’un neutron en proton (β-), ou d’un proton en neutron (β+). Exemple, la désintégration du tritium en hélium :  3H -> 3He + β. L’électron ou le positron étant des particules légères, le rayonnement β est beaucoup plus pénétrant. Comme les particules sont chargées, elles interagissent facilement avec la matière. Il faut une feuille métallique de quelques cm d’épaisseur pour arrêter ce rayonnement.

Rayonnement gammA :

C’est un rayonnement électromagnétique analogue à celui de la lumière mais beaucoup plus énergétique. On parle de photons gamma (γ). Leur émission suit généralement une désintégration alpha ou bêta et correspond à un réarrangement des nucléons à l’intérieur du noyau fraichement transformé.gamma

Le photon étant une particule sans masse, elle est très pénétrante et n’étant pas chargée, elle interagit peu avec la matière. Il faut une épaisseur de béton de plusieurs dizaines de cm pour l’atténuer.

La désintégration des noyaux suit une loi exponentielle décroissante en fonction du temps. Au bout d’un certain temps, appelé période ou demi-vie (T1/2), la quantité d’un radio-élément donné est divisée par deux. Au bout de deux période, il n’en restera plus d’un quart, après trois périodes, un huitième, après 10 périodes, un millième… Sachant que les périodes observées en fonction des atomes étudiés vont de temps infiniment cours aux millions d’années, c’est une grandeur indispensable pour appréhender les problèmes de radioactivité.

periode

L’activité d’un radioélément correspond au nombre de noyaux qui se désintègrent par unité de temps. L’unité de mesure est le becquerel (Bq) et correspond à une désintégration par seconde. L’ancienne unité est le curie (Ci). Un curie correspond à l’activité d’un gramme de radium et vaut 37 000 000 000 Bq.

Effets des rayonnements sur la matière et sur l’Homme

Les effets des rayonnements sur la matière sont très compliqués car ils dépendent du rayonnement étudié et du matériau concerné. Comme il est impossible de formaliser ces interactions rayonnement-matière au cas par cas, on étudie généralement l’énergie déposée dans le matériau pour quantifier. On parle alors de dose absorbée. On défini donc le gray (Gy) comme une unité d’énergie (joule) déposée par kilogramme de matière : 1Gy = 1J/kg. Plus l’énergie déposée est grande, plus le rayonnement a interagi avec la matière. Le rad correspond à l’ancienne unité : 1 Gy = 100 rad.

Quand la matière sous rayonnement est composée de tissus humains, on essaye de tenir compte de la nature du rayonnement en fonction des dommages probables qu’il peut créer. On affecte un coefficient multiplicatif WR qui dépend de la nature du rayonnement et qui tient compte de la différence irradiation/contamination. Par exemple, dans le cas d’une contamination, WR est choisi égal à 1 pour les rayonnements gamma et à 10 pour les rayonnements alpha. On parle alors d’équivalent de dose absorbée et l’unité est le sievert (Sv) : 1Sv = 1Gy*k. L’ancienne unité était le rem : 1Sv = 100rem.

Ensuite, pour considérer le détriment global des rayonnements sur le corps entier, on pondère à nouveau par un second facteur (WT) prenant en compte la sensibilité du ou des tissu(s) ou organe(s) touché(s). On parle alors de dose efficace ; son unité de mesure est également le sievert (Sv).

Pour en savoir plus sur le sujet, nous vous renvoyons au dossier que nous avons déjà consacré aux rayonnements et la santé (numéros de l’ACROnique du nucléaire).

Il est clair que la mesure directe de la dose ou de l’équivalent de dose est très difficile. On a donc recours à des approximations.

Récapitulatif des grandeurs et unités

GRANDEURS UNITES EQUIVALENCES DEFINITIONS
L’ACTIVITE
Becquerel
(Bq) 


Curie

(Ci)

1 Bq = 27.10-12 Ci  =  27 pCi
1 Ci = 37 109 Bq
Connaître l’activité d’une matière
radioactive revient à déterminer le nombre de radionucléides
de la dite substance qui ce désintègre par unité de
temps. 


L’ancienne unité était le Curie (symbole
Ci) c’est à dire le nombre de désintégration par seconde
dans un gramme de radium 226, soit 37 milliards.

DOSE ABSORBE
Gray
(Gy)


Rad

(rad)

Gy = 1 joule / kg
= 100 rad


1 rad = 0,01 Gy

 

 

Quantité d’énergie absorbée par
la matière vivante ou inerte et par unité de masse. La conversion
du Bq au Gy n’est pas directe car la désintégration d’un
atome de césium ou d’iode ne libère pas la même énergie
et tous les rayonnements ne sont pas forcément absorbés.


L’ancienne unité était le Rad

 DOSE EQUIVALENTEDOSE EFFICACE
Sievert
(Sv)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rem

(rem)

1 Sv = Gray * k
= 100 rems


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 rem = 0,01 Sv

 

 

La dose équivalente essaye de tenir compte chez
l’homme des dommages radiologiques occasionnés. Une même dose
de rayonnement ne provoque pas les mêmes dommages, suivant qu’il
s’agit d’irradiation ou de contamination, de rayonnement alpha, bêta ou gamma et suivant la nature des tissus touchés. Pour exprimer ces différences d’effets biologiques, des coefficients sont
affectés par le législateur aux rayonnements puis en fonction des tissus touchés (dose efficace). Par exemple,
en contamination, la dose en gray est multipliée par 1 s’il s’agit
de rayons gamma.


L’ancienne unité était le Rem


Lire aussi

Tables et caractéristiques des éléments

Ancien lien

Polémiques sur les leucémies à la Hague

COMMENTAIRES A.C.R.O.

Extrait de l’ACROnique du nucléaire n°36, mars 1997


Janvier 1997. Une nouvelle polémique éclate en Normandie sur les risques de leucémies autour des installations nucléaires du Nord-Cotentin. L’origine en est la publication, dans une revue scientifique internationale, des résultats d’une enquête épidémiologique conduite par D. POBEL et J.F. VIEL. L’A.C.R.O., qui ne s’est pas mêlée au concert de déclarations en tout genre, a choisi d’exprimer ses commentaires dans son journal ” l’ACROnique du nucléaire “.


I – LES TRAVAUX DE JEAN FRANCOIS VIEL

J.F. VIEL, professeur de médecine à l’hôpital de Besançon, est un spécialiste en épidémiologie. Auteur de travaux sur le radon  (1), il s’est aussi intéressé aux leucémies chez l’enfant dans la région de La Hague.

  • En 1990, il publie, avec Sylvia RICHARDSON, une première étude  (2) portant sur la mortalité par leucémies (en distinguant 3 groupes d’âge entre 0 et 24 ans) dans un rayon de 35 km autour de lâusine de retraitement. De 1968 à 1986, un seul décès est observé à proximité de l’installation nucléaire. Les auteurs concluent à l’absence de situation anormale. De ce point de vue, ils rejoignent les conclusions de deux autres études de mortalité  (3,4) (même si les périodes et les distances diffèrent). Il est bien évident quâune étude de mortalité (enregistrer des décès) n’est qu’un reflet très limité dâune maladie étudiée au sein dâune population. Même si cet argument est moins fort pour les cancers de l’enfant, il est beaucoup plus informatif de procéder à des études de morbidité (enregistrer une maladie), d’autant plus qu’environ 50 % des leucémies peuvent être soignées actuellement.
  • En 1993, avec plusieurs collaborateurs, J.F. VIEL publie une première étude de morbidité  (5) en s’intéressant à l’incidence des leucémies dans la même population. Pour la période 78-90, les auteurs notent 3 cas de leucémie, dans un rayon inférieur à 10 km, alors que 1,2 cas sont attendus (référence au registre du Calvados). Cependant, les tests statistiques conduisent à considérer cette sur-incidence comme non significative.
  • En 1995, D. POBEL et J.F. VIEL procèdent à une réévaluation de l’incidence des leucémies dans la même région toujours pour les moins de 25 ans  (6). Ils mettent en ?uvre 3 modèles d’approche statistique qui pointent une zone de sur-incidence, cette fois significative, à proximité même de l’usine de retraitement. Pour la période 78-92, dans un rayon de moins de 10 km, 4 cas de leucémie sont observés contre 1,4 attendus soit un rapport 2,8 fois plus élevé (Rapport des Incidences Standardisées). Cette étude, comme toute étude de cohorte, a pour objectif de mettre en évidence des excès de leucémie dans une région donnée, sans préjuger d’un lien éventuel avec les radiations. La suite logique, dans une démarche de recherche en épidémiologie, est de tenter d’identifier un (ou des) facteur(s) étiologique(s) (causes de la maladie) lorsquâun excès significatif est observé.
  • Grâce à un financement de l’Inserm et de la Ligue Nationale contre le Cancer, et à la collaboration de 33 médecins locaux, ce travail a pu être mené par D. POBEL et J.F. VIEL qui viennent de publier les résultats d’une étude ” cas-contrôle ” (7). Dans ce type d’étude, les auteurs procèdent à une même enquête, d’une part, auprès du groupe des jeunes malades (ici 27 cas diagnostiqués entre 78-93) et, parallèlement, auprès d’un groupe témoin étroitement apparié (ici 192 jeunes). Un questionnaire très fouillé (conditions et mode de vie des parents et des enfants, exposition des parents à des facteurs de risques, exposition à des champs électromagnétiques, exposition anténatale ou postnatale à des infections virales, à des rayons X,…..) doit permettre d’identifier d’éventuels facteurs de risque. Les auteurs observent une relation significative avec la fréquentation des plages, soit par les mères lorsqu’elles étaient enceintes (risque multiplié par 4,5) soit par les enfants eux-mêmes (risque multiplié par 2,9). Une 3ième relation significative est observée avec la fréquence de consommation de produits de la mer (risque multiplié par 3,7). Enfin, une 4ième association est établie avec le fait de vivre dans une maison en granit (lien suggéré avec le radon domestique).

II – INCOMPREHENSIONS ET POLEMIQUES INUTILES

La publication des travaux de J.F. VIEL dans le British Medical Journal (B.M.J.) a donné lieu à un déferlement de commentaires, certains utiles au débat, d’autres à la limite de l’insulte. Ceux qui, bien souvent sans avoir lu l’étude, ont participé activement à cette levée de boucliers, ont beaucoup plus contribué à la dramatisation du problème soulevé que la publication de l’étude elle-même. Nous mesurons aujourd’hui l’importance du travail d’information, une des missions de lâA.C.R.O., qui reste à faire. On a ainsi pu voir, sur un plateau de télévision, un représentant des pêcheurs lancer à J.F. VIEL cet argument massue ” mon fils mange dupoisson depuis vingt ans et il n’a pas de leucémie… “. C’est en fait la notion même de risque qui est à expliquer. Dans la tête d’un certain nombre de nos concitoyens, il n’existe que le ” tout ou rien “, le ” blanc ou noir “. Une autre réaction  (8) d’intérêt vient d’un couple ayant eu à répondre au questionnaire et qui s’étonne : ” dans le questionnaire, on ne nous parlait pas du tout du nucléaire “. Contrairement à l’idée reçue par ce couple, il démontre que le questionnaire a été mené correctement car, en dehors de l’exposition professionnelle des parents, établir a priori un lien possible avec le nucléaire aurait constitué un biais qui aurait entaché l’objectivité du questionnaire. Enfin, un certain nombre de déclarations mettent en cause le caractère scientifique de l’étude publiée et réclament une ” expertise “. C’est méconnaître la procédure qui conduit à une publication scientifique et qui impose justement au préalable cette expertise par un comité de lecture (” referees “ ou ” reviewers “). Mais la palme revient sans doute à ceux qui nâont vu là qu’un ” coup médiatique “ visant à attirer les regards sur le départ des déchets nucléaires japonais (sic !).

III – LE DEBAT DE FOND

Mais qu’en pense l’A.C.R.O., nous demande-t-on ? Notre association fait avant tout un travail de terrain. Si nous n’avons pas participé à cette grande messe médiatique à chaud, nous n’en avons pas moins engagé un travail d’explication, de vive voix, auprès de familles légitimement inquiètes. Nous l’avons fait à notre manière, c’est-à-dire sans dramatiser mais aussi sans banaliser. A nos sympathisants et amis, nous avons expliqué que, en dehors d’une situation accidentelle, il n’y avait pas lieu de quitter La Hague. A fortiori, la réponse a été la même auprès de ceux qui, désireux d’y passer des vacances, nous ont téléphoné. En fait, beaucoup de choses peuvent être dites très simplement. 1°) J.F. VIEL est professeur de médecine, spécialiste en épidémiologie. Il a acquis cette fonction (de même que certains de ses collaborateurs) en se présentant à des concours où il a été jugé sur ses ” titres et travaux “. Ainsi, ses compétences sont reconnues par ses pairs.

2°) La récente étude en cause est publiée par un journal de très bon niveau international, après avoir été expertisée de manière anonyme et indépendante par des personnalités scientifiques  (9). Qu’elle donne cependant lieu à une ” controverse scientifique “ est une chose normale et saine  (10), dès lors que les procès dâintention sont exclus. De ce point de vue, l’autocritique publique  (11) présentée par Jacqueline CLAVEL de l’Inserm devrait contribuer à reprendre le débat nécessaire avec plus de sérénité.

3°) La décision des Ministres de l’Environnement et de la Santé de constituer un groupe d’experts indépendants (parmi lesquels J.F. VIEL) dont la mission sera de faire le point sur ces cas de leucémies en Nord-Cotentin et d’établir une sorte de cahier des charges pour la poursuite du suivi épidémiologique est une excellente initiative.

4°) L’épidémiologie, malgré le grand intérêt de cette discipline, n’est pas une science exacte. Ce type d’étude (cas-témoin) conduit à émettre une hypothèse plus ou moins forte d’un lien de causalité entre un ou des facteurs et une maladie. La conclusion de D. POBEL et J.F. VIEL est qu’il existe quelques arguments convaincants pour considérer un lien de causalité entre les leucémies chez les jeunes et l’exposition aux radiations environnementales reçues lors d’activités récréatives sur les plages.

5°) L’excès de leucémies observé dans La Hague n’est pas une exception. D’autres études, principalement en Grande-Bretagne, ont montré également un excès de leucémies :

  • près de l’usine de retraitement de Sellafield (par un facteur 10),
  • près de l’usine de retraitement de Dounreay
  • près des centres atomiques militaires d’Aldermaston et de Burghfield et du centre de recherche nucléaire de Harwell
  • au voisinage de la centrale nucléaire de Hinkley Point (pour les 10 premières années)

Pour être complet, il convient de préciser que d’autres études menées autour de sites nucléaires dans plusieurs pays n’ont pas permis d’observer de situation anormale et, qu’à lâinverse, un excès de décès par leucémie a été enregistré autour de ” sites potentiels ä (12). La recherche des facteurs de risque, là où un excès est observé, ne conduit pas toujours au même résultat. Les résultats de J.F. VIEL rejoignent ceux obtenus par J.D. URQUHART (pour Dounreay) mais diffèrent de ceux de M.J. GARDNER  (13) (risque lié à l’exposition des pères d’enfants malades travaillant dans l’usine de Sellafield).

6°) Dans toute étude épidémiologique de cette nature, des biais sont possibles même si les chercheurs font tout pour les éliminer. Ici, les auteurs reviennent largement dans leur discussion sur ces biais possibles qui ne peuvent, selon eux, affecter leur conclusion. L’A.C.R.O. n’a nullement l’intention (ni les compétences) de rentrer dans ce débat technique et nous attendrons le rapport du groupe d’experts.

7°) Cependant, nous contestons les affirmations de l’exploitant selon lesquelles une relation de cause à effet, entre les radiations environnementales et les cas de leucémies, est impossible et ” absurde” (14). Nous le faisons en nous limitant à quelques remarques là encore très simples.

  • Que des leucémies puissent être induites par des radiations ionisantes est un acquis scientifique aujourd’hui incontestable. On le sait depuis 90 ans quand, en 1906, un premier bilan des cancers radio-induits (essentiellement cancers de la peau et leucémies) a été établi. La relation a été très largement confirmée depuis par de nombreuses études (survivants d’Hiroshima-Nagasaki, patients traités pour spondylarthrite ankylosante, radiologistes anglais et radiologistes américains….).

Tableau n°1

AUTORISATIONS ACTUELLES DE REJETS
Radioéléments 
La Hague
Flamanville
Ratio Hag./ Fla.
Bêta-Gamma (hors [3H])
1 700 000 GBq
1 100 GBq
1545
Tritium ([3H])
37 000 000 GBq
80 000 GBq
462
Alpha
1 700 GBq
Interdit
REJETS EFFECTIFS pour l’année 1994
Radioéléments 
La Hague
Flamanville
Ratio Hag./ Fla.
Bêta-Gamma (hors [3H])
70 200 GBq
8 GBq
8775
Tritium ([3H])
8 090 000 GBq
30 000 GBq
270
Alpha
97,3 GBq
Interdit

 

Nota : Pour le lecteur qui continue à raisonner en Curies (Ci), il convient de diviser chacun de ces chiffres par 37 pour connaître les valeurs en Ci.

  • Une usine de retraitement est une installation très particulière qui génère des rejets bien supérieurs à une installation nucléaire classique telle un réacteur. Le tableau n°1 présente les données comparatives des rejets en mer de l’usine de retraitement et des 2 réacteurs nucléaires de Flamanville (situés à 16 km au sud). Ainsi, pour 1994, comparativement aux 2 réacteurs EDF, les installations COGEMA ont rejeté en mer 8775 fois plus d’émetteurs bêta-gamma, 270 fois plus de Tritium ; les installations Cogéma ont, de plus, rejeté 97,3 GBq d’émetteurs alpha ; les centrales EDF n’ont pas d’autorisation de rejet pour ces émetteurs alpha.
  • L’exploitant COGEMA déclare que ces rejets actuels ont été fortement réduits et qu’ils induisent une contamination de l’environnement qui ne représenterait qu’environ 1% de la radioactivité naturelle  (15). Outre le fait que la radioactivité naturelle ne peut être considérée comme un seuil d’innocuité, et que, par ailleurs, il conviendrait peut-être de considérer des points de reconcentration de la radioactivité (points chauds), acceptons pour lâinstant les données de l’exploitant. Dans ces conditions, on pourra s’interroger dans 5, 10 ou 15 ans sur les effets éventuels de cette contamination actuelle. En effet, le problème doit être pris à rebours, car les leucémies observées par J.F. VIEL portent sur la période 1978 à 1993. Il convient donc (prenant en compte un temps de latence de l’ordre de 5 ans pour les leucémies radio-induites) de savoir quels ont pu être les niveaux de contamination depuis le début des années 70. Le profil chronologique des rejets publié par l’exploitant lui-même montre clairement que durant les années 80, les niveaux de rejets étaient 17 fois supérieurs à ceux d’aujourd’hui pour les émetteurs bêta-gamma et 7,5 fois supérieurs pour les émetteurs alpha.


Tableau n°2

Eléments Sable (02/82) – Moulinets Algues (02/82) – Moulinets Patelles (02/82) – Moulinets Tourteau (3/82) – Herqueville
Ruthénium 106 490 Bq / kg 1085 Bq / kg 530 Bq / kg 217 Bq / kg
Cérium 144 180 205 39 17
Cobalt 60 12 3,0 2,2
Césium 137 58 5,0 2,9 3,3
Césium 134 4,1 0,3 0,3
Antimoine 125 21 0,5 3,4
Argent 110m 2,1 9,1 4,4
Zinc 65 3,5 3,0 1,9
Zirconium 95 1,7
Nobium 95 3,9
Europium 154 1,9
Europium 155 7,8
Potassium 40 340 192 65 53

 

A cette pollution chronique, sont venues s’ajouter des pollutions accidentelles. Sans les reprendre toutes, nous voulons rappeler les ruptures de la canalisation de rejets en mer et tout particulièrement celle découverte en décembre 79. Nous ne disposons que des valeurs du 1er trimestre 82 rapportées à l’époque par l’exploitant auprès de la C.S.P.I.  (16) qui venait d’être constituée. Les mesures effectuées en spectrométrie gamma révèlent la présence de jusqu’à 8 radionucléides artificiels contre un seul naturel (le K40). Le sable de plage, élément connu pour ne retenir que faiblement les corps radioactifs (contrairement aux sédiments fins), montre une contamination artificielle de la plage de Sciotot à l’Anse du Brick avec un maximum dans l’Anse des Moulinets (tableau n°2). Les algues, les patelles, les tourteaux (tableau n°2) et divers coquillages indiquent également des niveaux de contamination élevés de 2 à 10 fois les valeurs de potassium 40 (radioactivité naturelle). A cette date, le commentaire de l’exploitant est le suivant : ” ces anomalies radioactives, propres à l’Anse des Moulinets depuis les fuites de conduite de rejet observées en janvier 1980, se sont considérablement résorbées “. On est en droit de se demander quel était le niveau de contamination 2 ans plus tôt, au 1er trimestre 1980 ! Selon des propos du directeur de l’époque, ces niveaux de contamination atteignaient jusqu’à 100 fois les valeurs enregistrées avant l’accident …. Précisons que les mesures rapportées ici ne portent que sur les émetteurs gamma. Il serait particulièrement utile de connaître les valeurs des émetteurs bêta, comme le Strontium 90, élément très radiotoxique qui se fixe principalement dans les os (c’est-à-dire là où se forment les cellules sanguines) et celles des émetteurs alpha, corps les plus radiotoxiques (dont certains, comme le Plutonium, se fixent aussi de manière privilégiée sur les os).

L’exposition humaine potentielle ne se limite pas au seul milieu marin. Elle doit être appréciée dans sa globalité face à toutes les sources cumulées dâexposition. Soulignons à cet égard que, 1 an après la rupture de la canalisation, c’est l’incendie du silo 130 qui a conduit à une libération importante de radioactivité par voie atmosphérique, notamment en Césium 137 et en Strontium 90. Un an après cet incendie, on observe encore les conséquences à travers les mesures en spectrométrie gamma de l’herbe (tableau n°3) et les mesures de Sr90 relevées dans le lait collecté chez la plupart des sociétaires (tableau n°4). Dans cette même période, rappelons que les nappes phréatiques (profondément contaminées à partir des fuites du Centre de Stockage de l’ANDRA) relarguent du Tritium en grande quantité dans les rivières avoisinantes  (17). On observera le chiffre record de 52 000 Bq par litre dans la Ste Hélène en octobre 1982 ! Ces pollutions, ainsi que celles observées au Nord-ouest du site COGEMA, expliquent en partie les concentrations en Tritium (de 350 à 500 Bq/l), là encore mesurées dans le lait des vaches (tableau n°4).


Tableau n°3

HERBE (01/82) N-O site (ext.)
Ruthénium 106 313 Bq / kg
Cérium 144 405
Césium 137 344
Césium 134 26
Cobalt 60 4
Béryllium 7 93
Potassium 40 34

Tableau n°4

LAIT(02/82) (Bq/L) ramassage

Lieu

Cs137

Sr90

Tritium

K40

S1

<
0,37

1,92

480

54

S2

2,30

2,60

440

37

S3

1,40

2,40

370

55

S4

0,41

1,50

440

32

S5

<
0,37

1,68

410

34

S6

<
0,37

1,90

360

38

 

S’il est clairement établi que des leucémies peuvent être induites par les radiations  (18), du point de vue d’un risque lié à l’environnement il est essentiel de s’interroger sur une possible ” relation dose / effet “. La pollution radioactive chronique et les pollutions accidentelles qui s’y sont ajoutées ont pu conduire, en certains lieux et à certaines périodes, à des niveaux d’équivalent de dose tout à fait significatifs notamment pour les très jeunes enfants plus sensibles à l’action des radiations.

En conséquence, nous ne prétendons pas apporter ici une preuve de relation de cause à effet, mais compte-tenu des données non exhaustives brièvement rapportées et parce que le nombre de cas de sur-incidence est faible, nous considérons que l’existence d’un lien avec ces contaminations radioactives de toutes origines ne peut être a priori écartée.

IV – EN CONCLUSION

  1. Il nous semble essentiel d’appuyer trois orientations fortes.Renforcer la poursuite des études épidémiologiques. La constitution du groupe d’experts est une bonne chose. Il convient que ce travail ait une suite et que le registre des cancers, piloté par l’A.R.C.M  (19), soit pérennisé et étroitement associé.
  2. Les exploitants, COGEMA et ANDRA, se grandiraient en faisant acte de transparence. Il est souhaitable que toutes les mesures effectuées depuis le début du fonctionnement des installations soient confiées à une commission indépendante qui, mettant en oeuvre des modèles établis, emploierait ces données pour établir une estimation des doses intégrées pour divers groupes à risques. La C.S.P.I. pourrait être le siège dâune telle élaboration.
  3. A côté des structures officielles et de celles des exploitants, l’A.C.R.O. a su démontrer qu’elle joue un rôle incontournable et bénéficie d’un grand capital de confiance de la part de la population. Nos moyens d’information et notre potentiel d’investigation doivent être renforcés. L’A.C.R.O. a engagé une mutation profonde pour développer son laboratoire ; il est essentiel que les pouvoirs publics, les collectivités locales et territoriales y apportent un appui conséquent.

Mise à jour de juin 2001 :

L’augmentation du taux de leucémies chez les jeunes observée par J.F. Viel a ensuite été confirmée par d’autres études menées par Alfred Spira de l’INSERM et l’A.R.C.M.. Sur la période 1978-1998, 5 cas ont été observés dans le canton de Beaumont-Hague sur 2,3 cas attendus, soit un ratio de 2,17. C’est chez les 5-9 ans que l’incidence est la plus forte : 3 cas observés pour 0,47 attendus, soit un ratio de 6,4.  (20)


Références

(1) J.F. Viel, International Journal of Epidemiology, 22, 4, 1993
(2) J.F. Viel, S.T. Richardson, British Medical Journal, 300,1990
(3) M. Dousset, Health Physics, 56, 1989
(4) C. Hill, A. Laplanche, Nature, 347, 1990
(5) J.F. Viel et al, Cancer Cause and Control, 4, 1993
(6) J. F. Viel, D. Pobel, A. Carre, Stat Med 1995;14:2459-72 (résumé en ligne). Cet article a été vulgarisé par Sciences et Vie de décembre 1995.
(7) D. Pobel, J.F. Viel, British Medical Journal, 314, 1997 (lire l’article ainsi que les réactions et la réponse de l’auteur)
(8) La Presse de la Manche du 17/01/1997
(9) La rédaction du B.M.J. a rendu publique cette procédure d’expertise (Le Monde du 23/01/1997)
(10) Après la publication (en 1990) de l’étude de Gardner et al, également dans le B.M.J., cette revue s’était fait l’écho pendant de nombreuses semaines de commentaires scientifiques souvent contradictoires, mais toujours enrichissants.
(11) “Je n’aurai sans doute pas dû laisser entendre que la publication de Mr Viel dans les colonnes du B.M.J. n’avait pas fait l’objet d’une relecture scientifique. […] je regrette d’avoir formulé trop vite à la presse française des critiques” déclare Mme Clavel, qui néanmoins maintient certaines de ses critiques. (Le Monde du 23/01/1997).
(12) Il s’agit de sites où la construction d’une centrale a été envisagée, mais non réalisée au moment de l’étude.
(13) Voir l’ACROnique du nucléaire n°13, juin 1991
(14) La Presse de la Manche du 10/01/1997
(15) Le comité de l’Académie des Sciences américaines spécialisé dans l’étude des effets biologiques des radiations (BEIR) estimait que la radioactivité naturelle pourrait être responsable d’environ 6 000 morts par cancers par an (soit grossièrement le double, si on prend en compte les cancers non mortels) parmi la population des Etats Unis. Ces données datant de 1973, elles pourraient être réévaluées en tenant compte les modèles actuels plus pessimistes.
(16) Commission Spéciale et Permanente d’Information près de l’Etablissement de la Hague, placée sous la tutelle du Ministère de l’Industrie et instituée en novembre 1981. L’ACRO y siège.
(17) Voir l’ACROnique du nucléaire n°23, 28, 31 et 32 au sujet du centre de stockage.
(18) A l’exception des leucémies lymphoïdes chroniques.
(19) Association pour le Registre des Cancers dans la Manche.
(20) A-V Guizard et al, Journal of Epidemiology and Community Health n°55, juillet 2001.


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Articles dans l’ACROnique du nucléaire

Articles du British Medical Journal group

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n°35, décembre 1996

L'ACROnique du nucléaire

  • Dossier déchets nucléaires :
    – L’avenir des déchets nucléaires de haute activité, par David Boilley
    – L’enfouissement des déchets, par Monique Sené
    – Le rapport Turpin sur le Centre de Stockage de la Manche : commentaires ACRO
  • L’ACRO au Japon
  • Revue de presse
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  • Analyses ACRO : champignons pour la Télévision Suisse Romande